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DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 12

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Ohne große Überraschungen ging der 8. Spieltag der DDR-Oberliga 1980/1981 über die Runden. In dem brisanten Sachsen-Anhalt-Derby konnte sich der 1. FC Magdeburg nur knapp mit 1:0 gegen den HFC Chemie durchsetzen. Auch beim Sachsen-Derby der SG Dynamo Dresden gegen den 1. FC Lok Leipzig gab es einen 2:1 Sieg der Gastgeber. Beide Spiele sorgten damals, wie gewohnt, für tolle Atmosphäre und aufgeheizte Stimmung sowie opulente Emotionen auf den Rängen.

Spieltag:

Sa 18.10. 15:00 1. FC Magdeburg – Hallescher FC Chemie 1:0
Sa 18.10. 15:00 FC Vorwärts Frankfurt – BSG Sachsenring Zwickau 6:1
Sa 18.10. 15:00 Hansa Rostock – Chemie Böhlen 2:0
Sa 18.10. 15:00 FC Karl-Marx-Stadt – Berliner FC Dynamo 1:2
Sa 18.10. 15:00 FC Rot-Weiß Erfurt – BSG Stahl Riesa 2:0
Sa 18.10. 15:00 BSG Wismut Aue – FC Carl Zeiss Jena 1:4
Sa 18.10. 15:00 Dynamo Dresden – 1. FC Lokomotive Leipzig 2:1

Tabelle:

1. (1.) FC Carl Zeiss Jena 8 7 0 1 23:10 +13 14-2
2. (2.) Berliner FC Dynamo 8 6 1 1 25:6 +19 13-3
3. (3.) 1. FC Magdeburg 8 6 1 1 21:7 +14 13-3
4. (4.) Dynamo Dresden 8 6 1 1 15:9 +6 13-3
5. (7.) FC Vorwärts Frankfurt 8 3 3 2 18:13 +5 9-7
6. (5.) 1. FC Lokomotive Leipzig 8 4 1 3 15:10 +5 9-7
7. (6.) Chemie Böhlen 8 4 1 3 9:9 0 9-7
8. (8.) Hansa Rostock 8 2 4 2 9:9 0 8-8
9. (9.) BSG Wismut Aue 8 2 2 4 7:16 -9 6-10
10. (10.) FC Karl-Marx-Stadt 8 1 3 4 8:13 -5 5-11
11. (13.) FC Rot-Weiß Erfurt 8 2 1 5 10:21 -11 5-11
12. (11.) Hallescher FC Chemie 8 2 0 6 13:19 -6 4-12
13. (12.) BSG Stahl Riesa 8 0 3 5 8:21 -13 3-13
14. (14.) BSG Sachsenring Zwickau 8 0 1 7 6:24 -18 1-15

Foto: newsclick.de

Foto: newsclick.de

Die Staatssicherheit in der DDR hatte natürlich auch ein Auge auf die neue, gerade entstehende Subkultur “Fußballfans” geworfen. Dabei blieb auch nicht der ständige politik-kritische Unterton einiger Anhänger gegenüber dem sozialistischen Regime im Verborgenen. Gerade bei Spielen gegen Erich Mielkes Vorzeigeclub aus der Hauptstadt, den BFC Dynamo, kamen immer wieder Rufe wie beispielsweise “Rotes Schwein!” gegenüber den Schiedsrichtern oder wie “Scheiß Stasi-Gesocks!” gegen Spieler und Funktionäre aus den Kurven der gegnerischen Fans. Über solche oder ähnliche Vorfälle wurde oft anschließend seitenweise Rapporte in den geheimen Protokollen des Minesterium für Staatssicherheit berichtet. Im weiteren Verlauf erhielt diese Institution (liebevoll Horch & Guck AG genannt) gar einen eigenen Sicherungsbereich, die Abteilung Sport.

Da der Sport in der Deutschen Demokratischen Republik für das kommunistische Regime einen sehr hohen Stellenwert besessen hatte, sollte auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die aufkommende Krisis bei Fußballspielen angekämpft werden. Denn gerade dort hatte man es zunehmend mit einem hohen Gewaltpotenzial zu tun bekommen, das bedeutete natürlich eine Bedrohung für die sozialistische Gesellschaft, samt ihren Werten und Grundsätzen. So wurden Sicherheitsmaßnahmen, wie die konsequente Überwachung der Fußballfans, hinter verschlossenen Türen beim MfS beschlossen und fortan auch mit aller Härte durchgesetzt. Schaut man sich heute in den alten Unterlagen der Stasi etwas um, wird man feststellen, dass auch viele unerhebliche Vorfälle ohne großartige Relevanz in den Dokumenten ihren Platz gefunden hatten.

Möglich war die totale Überwachung, indem man sogenannte “Inoffizielle Mitarbeiter” (IM) in die auffällig gewordenen Fanclubs einschleuste. Zu brisanten Spielen gab es zudem zusätzliche Mitarbeiter der Staatssicherheit en masse in den Blöcken der Stadien, die nicht nur ihre Augen und Ohren weit aufsperrten, sondern auch gezielt mit dem Einsatz von Schlagstöcken auf sich aufmerksam machten. Meist waren diese Typen schon an ihren schwarzen Ledermänteln zu erkennen, später wurde aber auch ganz gerne nur zivile Kleidung getragen. Wurde man erwischt und hatte keine plausible Ausrede zur Hand, musste man mit Stadionverbot oder im schlimmsten Fall mit einem Antrittsbesuch hinter “schwedischen Gardinen” rechnen.

Wehrte man sich gegen solche Einsätze, gab es nicht selten schnelle Verurteilungen wegen Rowdytum oder Widerstandes gegen die Staatsgewalt, für mindestens ein Jahr ohne Bewährung. Meistens war schon die U-Haft nicht gerade ein Zuckerschlecken für die Betroffenen. Für besonders schwere Fälle wartete nach der Aufnahme erstmal die Dunkelzelle für ein paar Tage, wo man lediglich auf einer harten Holzbank gefesselt etwas zu Essen und zu Trinken bekam. Ging es dann weiter in berühmt-berüchtigte Stasigefängnisse wie Bautzen II oder Berlin-Hohenschönhausen, durfte man sich dort auf eine ähnliche, besondere “Behandlung” gefasst machen.

[Hoppel, z. Zt. in Mannheim]

Alle bisherigen Beiträge unserer Reihe können hier gelesen werden –

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 11

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 10

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 9

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 8

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 7

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 6

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 5

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 4

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 3

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 2

DDR-Oberliga vor 30 Jahren # 1


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